Zeltlager 1967 am Seehof

(Sonderausgabe des TSV-Vereinsblatts vom September 1967)

Wenn auch schon einige Wochen verstrichen sind, seitdem wir mit unsrer Jugend im Zeltlager waren, so glauben wir dennoch, daß wir in einer Sonderausgabe darüber berichten müssen.

Sommer - Zeltlager 1967

Im Einladungsschreiben und Merkblatt zu unserem diesjährigen Sommerzeltlager schrieben wir:
Möge die gesamte Jugend unseres Vereins durch sauberes Auftreten, Disziplin und Kameradschaft zu einer guten Visitenkarte unseres Dorfes werden.
Wir schrieben weiter:
Laßt uns alle zusammenarbeiten, um beweglich genug zu bleiben, den Anschluß an "unsere Zeit" zu behalten, aber auch die Sinne offen zu halten, um "Spreu und Weizen" rechtzeitig zu erkennen.
Diese Aussage sollte verdeutlichen, daß es den Verantwortlichen für diese Zeltlager nicht nur darum ging, für eine Anzahl junger Menschen einen möglichst bequemen und billigen Urlaub zu arrangieren, sondern eine Zielsetzung mit bedeutend mehr Tiefgang in ideellen Werten zu suchen.
Die Berichterstattung über unser diesjähriges Zeltlager soll deshalb nicht nur eine Aufzählung sein, was gemacht wurde, sondern soll auch die Frage beantworten, ob den gesteckten Zielen möglichst nahe gekommen wurde.?
Hier möge es erlaubt sein festzuhalten, was die Presse für einen Eindruck hatte:
Die Rheinpfalz schrieb von unserem Lagerabend unter anderem:
"Ein Kompliment gebührt den Mädchen für ihre Kreationen und ihre Arbeit" (Modenschau);
"Mit einem Zyrkusprogramm "internationalen" Zuschnittes unterhielt die männliche Jugend das Publikum und hatte die Lacher auf seiner Seite".
Ausschnitte aus dem Trainingsprogramm zeigten, daß man beim TSV 1911 großen Wert auf vielseitige, körperliche Ausbildung legt.
Mit einem bunten Strauß von Fahrten- und Volksliedern am romantischen Lagerfeuer zeigten die Jugendlichen, daß sie auch auf dem musischen Sektor topfit sind.
Und abschließend schrieb der Berichterstatter: "Es hat sich gelohnt, die Jugend aus Wernersberg hat einen Lagerabend geboten, den die Besucher als ein reiches Erlebnis sobald nicht vergessen werden."
Und wenn der Leiter des Kreisjugendamtes uns erklärte: Das macht Euch so schnell keiner nach, dann bilden wir uns darauf nicht viel ein, sondern werten es als Richtschnur, um auf dieser Linie unsere Jugendarbeit fortzusetzen.
Daß unsere Mädchen und Buben gerne dabei sind, zeigt folgende Entwicklung:
Im ersten Jahr der Durchführung, 1965 waren es 13 Teilnehmer.
Im zweiten Jahre, 1966 waren es 28 Teilnehmer.
Im dritten Jahre, 1967 waren es 50 Teilnehmer.

Wir führten also auch in diesem Jahre wieder 2 Lager durch:
Vom 12. bis 16. Juli für die Mädchen, Lager I
Vom 16. bis 22. Juli für die Jungen, Lager II.
Unsere Zelte, die uns die "Falken" aus Braunschweig kostenlos zur Verfügung gestellt hatten, standen unmittelbar am Sportheim des SV Erlenbach, an dessen Sportplatz am Seehof.
Das Sportheim stand uns mit allen Einrichtungen, wie Küche, Kühlschrank, Nebenraum, Wasser, Licht und der Toiletten zur Verfügung.
Die Voraussetzungen waren für uns also denkbar günstig, und an dieser Stelle soll ein herzliches "Dankeschön" an unsre Freunde aus Erlenbach für ihr Entgegenkommen gesagt sein.
Wenn, wie alljährlich im November, die Einladung zum Schlachtfest am Seehof ergeht, dann ist es eine Ehrenpflicht für uns, mit möglichst großer Anzahl dieser Einladung zu folgen, um auf diese Weise unseren Dank abzustatten.
Für die beiden Lager waren verantwortlich:
Hagenmüller Wilhelm und Bachmann Edmund.
Zusätzlich bei Lager I Hertel und Josef Götz.
Zusätzlich bei Lager II Müller Rudi.
Die Lagerteilnehmer hatten pro Tag einen Unkostenbeitrag von DM 2.- zu entrichten. Damit war alles abgegolten, einschl. voller Verpflegung. Und wenn wir sagen VOLLE Verpflegung, dann meinen wir das wörtlich.
Das fing schon beim Kaffee an mit frischen Brötchen, Butter, Käse, Hartwurst, Honig und Kakao und setzte sich fort beim Mittagessen, wo es zum Beispiel gab: Kartoffelsalat mit Fleischwurst, oder Bratwurst, Sauerkraut und Salzkartoffeln, oder Frikadellen, Erbsen und Gelbrüben und Salzkartoffeln, bis zum Abendessen mit Hausmacher Wurst oder Aufschnitt, Hartwurst, Käse, usw.
Es ist schon was los, wenn 30 hungrige Schnäbel an den Tisch gehen und atzen, und es bestätigte sich unsre Vorausschau: Der Erfolg eines Zeltlagers hängt mindestens 80 % vom zufriedenen Magen ab.
Wir hatten entsprechend vorgesorgt.
Unser tägliches Programm ist schnell geschildert:
Bei dem ausgesprochenen "Zeltlager-Wetter" des diesjährigen Sommers und dem verlockenden Wasser des in unmittelbarer Nähe liegenden Seehofes gab es fast immer nur einen Wunsch: Baden! Hiervon machten wir auch ausgiebig Gebrauch.
Dazwischen wurde Handball und Fußball gespielt, ein leichtathletischer Dreikampf absolviert, Tischtennis und Federball, aber auch Boccia, Schach und Karten gespielt.
Die mittägliche "SIESTA" gehörte ebenso zum Programm wie der tägliche Frühsport.
Die Mädchen schufen ihre modischen Kreationen, und die Buben übten ihr Programm für den Lagerabend.
Ein sehr schönes Erlebnis waren die Nachtmärsche zum Bethof.
Ohne Übertreibung darf festgestellt werden, daß unsere Jugend mit ihrem Auftreten eine gute Visitenkarte für ihren Verein und ihr Dorf abgab.
Sehr viel Eindruck hinterließ auch der Feldgottesdienst am Sonntag-Morgen, gehalten von Herrn Pfarrer Eugen Weinspach. Dadurch, daß auch eine Anzahl Eltern und Vereinsmitglieder teilnahmen, ergab sich ein guter Rahmen zu einem würdigen Gottesdienst.
Zum Höhepunkt des Lagers wurde wieder unser Lagerabend.
Während wir im vergangenen Jahre eine Lagerkerwe aufzogen, bei der unsere Besucher die Aktiven waren, sollten in diesem Jahre die Mädchen und Buben das Programm zur Unterhaltung unserer Besucher bestreiten.
Sind wir überheblich, wenn wir feststellen:
Es war ein gelungener Abend ?

Der Auftakt mit einem Ausschnitt aus dem Trainingsprogramm der Handballjugend sollte den Besuchern zeigen, wie in den Übungsstunden gearbeitet wird.
Die Modeschau und daraus resultierende Wahl der "Miss Seehof" machte nicht nur unseren Besuchern Spaß, auch die Mädchen waren mit einer Begeisterung bei der Sache, daß einem das Herz im Leibe lachte. Hier konnten sicher unsere Besucher feststellen, daß beim TSV nicht nur der Sport, sondern auch der Spaß an der Freud zu seinem Recht kommt.
Daß es bei der Platzverteilung durch die Jury keine neidischen Gesichter gab, bewies, daß unsere Mädchen die Sache absolut richtig verstanden hatten. Es war eine Narretei, nicht mehr und nicht weniger!
Das abschließende Zyrkusprogramm, von unseren Buben dargeboten, war ein nicht minderer Erfolg. Hier wurden Naturtalente entdeckt, denen in jedem Varieteprogramm der Erfolg sicher wäre.
Der Beifall des Publikums bewies dies und wahr wohl auch der schönste Lohn.
Als dann zum Schluß des Lagerabends die Lagerteilnehmer und die Besucher am Lagerfeuer zusammen und abwechselnd Volks- und Fahrtenlieder sangen, wurde nocheinmal der Kreis unserer Gemeinschaft sichtbar. Einander an den Händen haltend sangen wir unser traditionelles Tagesabschlußlied "Nun Brüder eine gute Nacht."

Das Sommerzeltlager unserer Jugend ging zu Ende, und die Verantwortlichen entließen ihre Schäflein, die ihnen zwar mitunter ganz schön zugesetzt hatten, mit herzlichen Abschiedsworten und dem guten Gefühl, einer Sache gedient zu haben, die des Dienens wert ist.

Jungen Menschen den Weg in ein Gemeinschaftsleben zu zeigen, ohne das ein Staat nicht existieren kann.

Wir werden versuchen, auf diesem Wege weiter zu gehen und hoffen, dadurch einen Anreiz zu schaffen, weitere Jugendliche unseres Dorfes unserem Verein zuzuführen.
Wir freuen uns heute schon auf das Sommerzeltlager 1968.


Herzlichst Euer

Edmund Bachmann