Zeltlager 1970 in der Eifel

(Sonderausgabe des TSV-Vereinsblatts vom September 1970)

Sommerzeltlager am Holzmaar / Eifel 1970

Ein absolut gelungenes und erfolgreiches Unternehmen !

Unser diesjähriges Zeltlager lief vom 3. 8. - 9. 8. 1970 für unsere Buben und vom 9. 8. - 15. 8. 1970 für die Mädchen.

Nach der "Runden Sache" 1969 am Gisiboden im Hochschwarzwald machte sich die Lagerleitung bereits ihre Gedanken über unsere Möglichkeiten für 1970. Daß diese Gedanken fruchtbar waren, zeigte sich spätestens im Mai 1970, als eine kleine Gruppe von Verantwortlichen den diesjährigen Platz - 400 m vom Holzmaar und 2 km von Gillenfeld / Eifel - besichtigte, an dem in diesem Jahr die immer mehr werdenden Interessenten an unserem - man kann bereits sagen traditionellen Zeltlager - campieren sollten.

Die Vorarbeit, was die Platzfrage betraf, leistete, ebenfalls schon traditionsgemäß, unser Edmund Bachmann, dem ebenso an dieser Stelle gedankt werden sollte wie H. Amtsinspektor Meeth von der Gemeinde Gillenfeld, der dafür verantwortlich zeichnete, daß uns der Platz kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.

Auch in diesem Jahr wurden - wie schon erwähnt - wieder 2 Lager durchgeführt. Nachdem ein Vorkommando unter Führung von Wilhelm Hagenmüller und Hermann Gläßgen am Samstag, den 1. 8. alles bestens vorbereitete, brauchten unsere Buben nur einzuziehen. Als wir am 3. 8. gegen 11 Uhr ankamen, stand also die komplette Zeltstadt des TSV Wernersberg fix und fertig da. Es waren dies unsere vereinseigenen 4 Rund- und 2 kleine Hauszelte, ferner 3 private Zelte der Verantwortlichen, sowie das Küchenzelt mit der Versammlungs- bzw. Essüberdachung.

Wie man hieraus ersehen kann, haben wir uns nicht nur "freigeschwommen", sondern sind tatsächlich in der kurzen Zeit selbständig geworden und kaum noch auf fremdes Zeltmaterial angewiesen. Wir hatten diesmal die 4 Rundzelte mit Stroh gut ausgepolstert, und es zeigte sich, daß dies die optimale Lösung ist. Darauf die Luftmatrazen und eingewickelt in die teilweise neu angeschafften Schlafsäcke, so hatten unsere 34 Buben bzw. 24 Mädchen bestimmt nicht an Schlaflosigkeit zu leiden.

Wir hatten so gut wie immer ein volles Programm. Unsere Tage waren ausgefüllt; besonders mit Baden, Wandern, Sportl.Wettkämpfe wie Pfeile- und Ringewerfen, Federball, usw. Besonders zu erwähnen: der im Tischtennis ausgespielte große "Eifelpokal", den in souveräner Manier Hans Laux im Endspiel gegen Horst Götz gewann. Das Werbespiel um den "goldene Pannekuche" bestritten Bernd Schumacher und Erich Haus. Dieses Spiel hatte allerbestes Format, und die Sprechchöre des Publikums, z.B. "Hauser weg, s´hott känn Zweck" bewiesen, mit welcher Dramatik und Verbissenheit nicht nur von den großen Meistern der grünen Platte, die dieses Werbespiel austragen durften, gekämpft wurde. Daß Bernd am Schluß doch die Nase vorn hatte, sei nicht zuletzt erwähnt, da dieses Match bestimmt in die Vereinschronik eingehen wird.
Bei den Mädchen konnte Burgard Rita Siegerin des Tischtennisturnieres werden.
Ein Dreikampf, bestehend aus Wurfpfeile-, Ringewerfen und 5 Tischtennisbälle aus 3 m Entfernung in einen Eimer werfen, sah Burkard Roland bei den Buben und Geyer Erika bei den Mädchen als stolze Sieger.

Auch eine Zeltbewertung wurde von den Verantwortlichen durchgeführt. Eine Kommision inspizierte täglich die Zelte. Das beste Zelt in punkto Sauberkeit und Aufteilung wurde bei den Buben "Judy´s Käsefabrik", vor dem "Haus der flatternden Ohren", dem "Haus der müden Krieger", dem "Haus der sieben Schläger", dem "Heim der Eifelaffen" und "Mamas Lieblinge".

Die verschiedenen Wanderungen, die durchgeführt wurden, kamen bei unseren Mädchen und Buben ebenfalls sehr gut an. Besonders zu erwähnen war der Halbtagestrip zu den Burgen von Manderscheid, die herrlich gelegen und deren Ursprung und Geschichte von Edmund Bachmann anhand einer Broschüre näher erläutert wurde. Auch die mit unseren Mädchen durchgeführte Wanderung an das Schalkenmehrener - und Weinfelder Maar konnte gefallen, und man war begeistert über die herrlichen Maare, die uns zu Füßen lagen.

Ein Besuch des Observatoriums der Universität Bonn blieb uns leider versagt, da eine so kurzfristig angesetzte Führung nicht vorgenommen und uns kein annehmbarer Termin angeboten werden konnte.

Interessant und aufschlußreich war auch die Besichtigung der Brockscheider Glockengießerei. Hier konnten wir an echten Modellen sowie Bildmaterial die Entstehung verschiedener Glocken aller Größenordnungen bewundern. Diese Gießerei, die ihre Erzeugnisse in alle Welt exportiert, ist Familienbesitz der Familie Mark. Wir möchten es nicht versäumen, hier eine kleine Geschichte zum Besten zu geben, die sich, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag, tatsächlich zugetragen hat:

Der "Eddel" und ich wollten am Vorabend des geplanten Besuches die Weichen für die Besichtigung der Gießerei stellen. Herr Mark hörte uns an und sagte: "aus der Pfalz kommt Ihr, dann kennt ihr vielleicht auch Wernersberg bei Annweiler?" Wir waren momentan völlig perplex und glaubten unseren Ohren nicht zu trauen, denn es ist bestimmt nicht als normal zu bezeichnen, wenn man als Fremder in die Eifel fährt und wird nach dem Ort Wernersberg gefragt, ohne vorher verlauten zu lassen, daß man von diesem kommt. Es stellte sich dann anschließend heraus, daß Herr Mark während des Krieges 1944/45 für kurze Zeit bei der Familie Johann Dienes einquartiert war. Herr Mark war freudig überrascht und schwelgte in Erinnerungen an diese Zeit in Wernersberg. Er versprach uns gleichzeitig, im Rahmen seines geplanten Kuraufenthaltes in Bad Bergzabern im kommenden Jahr, einen Besuch zu machen.

Mit zum Höhepunkt unseres diesjährigen Zeltlagers gehörte die von einem Verantwortlichen vorbereitete "Reporterjagd". Hier galt es in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Fragen, die beim Start in einem verschlossenen Kuvert übergeben wurden und während eines Orientierungsmarsches zu vorgeschriebenen Punkten, zu beantworten. In der Hälfte der Wegstrecke etwa war eine vorher nicht bekannte und von uns getarnt besetzte Kontrollstelle eingerichtet. Hier galt es Intelligenzfragen zu beantworten, Sportliche Wettkämpfe, wie 11m- und 14m-Schießen zu absolvieren sowie eine Gewürzprüfung zu bestehen. Sobald die Aufgaben an der Kontrollstelle erledigt waren, bekamen die Gruppen wieder im verschlossenen Kuvert ihre weitere Marschorder. Als besonderen Gag mußte jede Gruppe eine gekochte Kartoffel bzw. ein abgekochtes Ei von ihrer Exkursion ins Ziel, also unser Lager, mitbringen. Desweiteren sollte jede Gruppe beim Marsch ein Gedicht, aus dem jeweils die besonderen Eindrücke der "Reporterjagd" zum Ausdruck kommen sollten, zusammenreimen. Es wurde gleichzeitig angekündigt, daß das beste davon in dieser Sonderausgabe des Vereinsblattes veröffentlicht würde.

Hier sind nun beide Gedichte nachstehend aufgeführt, und wir glauben, es bedarf keines weiteren Kommentares hierzu.

Gedicht Nr. 1von Gruppe 6 - Buben -

Wenn die Reporterjagd beginnt
und jede Gruppe startet,
dann gibt´s nur eine, die gewinnt,
auf die der Wilhelm wartet.

Schon geht´s mit frischem Schwung
zum ersten Bürgermeister,
wir sind ganz voll Begeisterung,
das Hemd klebt an wie Kleister.

Nach einem kleinen querfeldein
das nur mit nassen Füßen endet,
beginnt das große Stelldichein,
bei dem sich unsere Aufgabe wendet.


Gedicht Nr. 2von Gruppe 4 - Mädchen -

Auf der Reporterjagd
haben wir fast schlapp gemacht.
Laufend ging es hin und her
und wir streiteten uns sehr.

Wir fragten hier und fragten dort
und weiter ging´s zum nächsten Ort.

Zum Schluß fragten wir nach einem Ei
und die Wirtin war gleich dabei.
So schnell wie möglich ging´s zurück,
uff, war das ein schweres Stück.

Wir glauben doch noch erwähnen zu müssen, daß diese Verse teilweise im Laufschritt zusammengereimt wurden und sind der Meinung, unter diesen Voraussetzungen, eine tolle Leistung.

Selbstverständlich klangen unsere wohl ausgefüllten Tage mit dem obligatorischen Lagerfeuer und den bekannten Liedern aus. Dann wurde das Lager in die Hände der Nachtwache, die teilweise bis an die Zähne bewaffnet war und aus drei Mädchen bzw. Buben bestand, übergeben.

Die Betreuer, es waren dies: Edmund Bachmann, Wilhelm, Anne, Rolf, Doris und Peter Hagenmüller, Hertel Götz und Hermann Gläßgen, konnten sich so, nach den teilweise doch anstrengenden Tagespensum, getrost in die Arme von Mütterchen Schlaf begeben.

Die Tage vergingen einfach zu schnell, und ehe man sich so richtig akklimatisiert hatte, mußte schon wieder an die Vorbereitungen zur Heimfahrt gedacht werden.

Das Sommerzeltlager 1970 ging zu Ende, unsere Mädchen und Buben gehen wieder zurück in Beruf und Schule. Wir sind sicher, daß es allen Beteiligten gefallen hat und stets an die Tage in der Eifel zurückdenken, die in einer Gemeinschaft verbracht wurden, die tatsächlich als eine solche bezeichnet werden darf. Nicht zuletzt war dieser Gemeinschaftssinn auch ein Verdienst unseres Edmund Bachmann, ohne den man sich ein solches Unternehmen einfach nicht mehr vorstellen kann. Ebenso wäre ein solches undenkbar, ohne unseren "Willem", der mit seinen absolut profihaften Kochkünsten dem Elternhaus sicher nicht nachstand. Im Gegenteil, was er sich alles an Besonderem ausgedacht hatte, verdient uneingeschränkte Bewunderung und Anerkennung.

In den Fragebogen der "Reporterjagd" hatten wir unsere Mädchen unter anderem gebeten, kurz aufzuzeichnen, was ihnen besonders bzw. nicht besonders gut am diesjährigen Zeltlager gefallen hat. Es gab durchweg positive Stimmen dazu. Eine davon möchten wir Euch nicht vorenthalten. So schrieb eine Gruppe:

Uns hat gefallen, daß wir nicht wie in den vergangenen Jahren mit der Trillerpfeife geweckt wurden. Es hat uns gefallen, daß die älteren Teilnehmerinnen an einem Abend mit einem Teil der Verantwortlichen ausgehen durften, es gefiel uns ferner, daß das Lager dieses Jahr nicht so streng gehalten wurde wie sonst. Eine weitere Gruppe schrieb:

Alles gefallen, Reporterjagd, Lagerfeuer, Baden, Wandern. Alles o.K.!

Man braucht diesen Worten nichts weiter hinzuzufügen, um abschließend sagen zu können:

"Es hat Spaß gemacht !!!"



Auf Wiedersehen im Sommerzeltlager 1971 !


Euer

Peter Hagenmüller