Zeltlager 1975 in Hohentengen

(Sonderausgabe des TSV-Vereinsblatts vom September 1975)

Wieder, wenn auch schon einige Wochen her, liegt ein erfolgreiches TSV-Zeltlager hinter uns. Ein neuer Flecken der deutschen Lande reiht sich nun in unsere langjährige Zeltlagerkette ein.

Diesmal ging es an den Hochrhein. Hohentengen hieß der Ort, direkt an der Schweizer Grenze im Kreis Waldshut gelegen. Eine Ortschaft, deren Einwohnerzahl sich in den letzten 20 Jahren von 700 auf 1400 verdoppelte und die sich ganz auf Fremdenverkehr eingestellt hat. Auch die Landwirtschaft blüht hier noch. Eine Wohltat fürs Auge, in welch gepflegtem Zustand Wiesen und Äcker sich hier befinden.

Einige der Lagerverantwortlichen hatten sich schon vor Monaten nach einem geeigneten Zeltplatz umgesehen und eine idyllische Waldwiese - an drei Seiten von herrlichem Fichtenwald umgeben - gefunden. Das wunderbare Gelände stellte uns der Besitzer, Herr Wagner aus Hohentengen, nebst seiner dort erbauten Blockhütte unentgeltlich zur Verfügung. Auch sorgte er dafür, daß wir direkt am Zeltplatz fließendes Wasser hatten. Er legte für uns eine ca. 300 m lange Wasserleitung, sodaß selbst auf den Luxus einer Dusche nicht verzichtet werden mußte. An dieser Stelle sei unserem Freund, Herrn Wagner, ein recht herzliches DANKESCHÖN gesagt!

Aber auch die Bevölkerung von Hohentengen, die uns so begeistert und freundlich empfing - auch der Ortspfarrer ließ es sich nicht nehmen, bei der Sonntagsmesse die Gäste aus der Pfalz herzlich zu begrüßen - wird uns wohl noch lange in guter Erinnerung bleiben.

Erstmals gelang es in diesem Jahr, das Lager auf insgesamt drei Wochen auszudehnen. Freilich brachte dies in personeller Hinsicht einige Schwierigkeiten mit sich, aber auch diese wurden gemeistert.

Lager I, für die Mädchen, lief vom 23. Juni bis 2. Juli,
Lager II, für die Jungen, vom 2. Juli bis 12. Juli.

Da die aktiven Handballer auch einmal Zeltlagerluft schnuppern wollten, hatte man sich entschlossen, vor dem Mädchenlager einen 3-Tages-Ausflug einzuplanen. Das Vorkommando fuhr deshalb schon am 20. Juni los, um die Zeltstadt aufzubauen.

Für den Transport der Geräte und der Zelte stellte uns unser Mitglied Kurt Geyer großzügig seinen Lieferwagen zur Verfügung, wofür wir uns an dieser Stelle recht herzlich bedanken wollen.

Nachdem alle technischen Vorkehrungen getroffen waren, konnte der Spaß beginnen. Das reichhaltige Lagerprogramm, immer der jeweiligen Witterung angepasst, ließ nichts zu wünschen übrig. Über Langeweile konnte gewiß niemand klagen.

Der Tagesablauf begann mit dem Wecken, etwa um 7.30 Uhr. Es folgte eine kleine Morgengymnastik, ein großes Frühstück und Aufräumung der Quartiere.

Beim Mädchenlager, bei dem das Wetter nicht ganz so schön war wie bei den Buben, erlebten einige neue Spiele ihre Premiere. "Dalli-Dalli", "Die Montagsmaler" sowie der "Dattsche-Back-Wettbewerb" werden wohl unvergessen bleiben.

Bei den Buben waren es besonders die Geländespiele, wie "Zöllner - Schmuggler" und "Kampf ums Licht", die zu begeistern wußten. Während bei dem Spiel "Zöllner - Schmuggler" Scharfsinn, Einfallsreichtum und Schnelligkeit Trumpf waren, galt es beim Spiel "Kampf ums Licht" - besonders für die Kleinsten - Mut zu beweisen. Den Vogel schoß hier der sonst immermüde Klaus ab. Er verließ als Sieger das Dunkel des Waldes.

Weitere Kurzweil boten die Spiele wie Tischtennis, Schach, Schafskopf, Monopoly. Aber auch die altbewährten Autoschläuche sowie Wurfpfeile und Boxhandschuhe fanden ihre Liebhaber. Mit ihnen wurde manch harter Kampf ausgefochten. Der Schweiß floß in Strömen. Unter den Anfeuerungsrufen und dem Beifall der übrigen Lagerteilnehmer wurde herausgeholt, was herauszuholen war, und buchstäblich bis zum "letzten Atemzug" gefightet.

Sportlicher Ehrgeiz konnte mehrfach bewiesen werden. Die Kleinfeld-Handballspiele auf dem Platz vor der Schule - den Platz sowie die Kleinfeldtore stellte uns die Gemeinde Hohentengen großzügig zur Verfügung, wofür wir uns an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken wollen - hatten es in sich. Wenn in den Spielen auch "nur" Wernersberg gegen Wernersberg antrat, so wurde doch mit viel Einsatz gekämpft. Besonders erwähnen muß man hier wohl die männl. Jugend B. Sie brachte es fertig, gegen die A-Jugend den Platz als stolzer Sieger zu verlassen.

Aber auch die übrigen Wettbewerbe, wie Geschicklichkeitsparcours, Schießwettkampf sowie Tischtennis-, Schach- und Schafskopf-Turnier waren nicht von Pappe.

Neben so reichhaltigem Programm gab es selbstverständlich auch genügend Zeit zum Faulenzen. Die tägliche Siesta nach dem Mittagessen nutzte jeder individuell auf seine Weise. Besonderer Beliebtheit erfreute sich selbstverständlich auch der so oft als möglich durchgeführte Besuch des Strandbades, direkt am Rhein gelegen.

Selbstverständlich wurde auch von der Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen, rege Gebrauch gemacht. Neben einer ausgiebigen Besichtigung des Orts Hohentengen standen auch einige Wanderungen auf dem Programm. So wurde das malerische Schweizer Städtchen Kaiserstuhl - übrigens die kleinste Stadt der Schweiz, auf der anderen Rheinseite gelegen - besucht. Bei der Wanderung nach der Ortschaft Stetten gab es im Walde eine kleine Attraktion zu bewundern. Man entdeckte eine 200 Jahre alte Fichte, die einen Umfang von nicht weniger als 4 m, eine Höhe von 42 m und 22 fm Nutzholz hatte. Ein wahres Prachtstück, das hier zum Himmel ragte.

Auch ein Nachtmarsch wurde unternommen. Er führte zu dem Ort Bergöschingen. Hierzu sei eine Anekdote, die sich beim Mädchenlager ereignete, erwähnt. Bei der Einkehr in Bergöschingen kam beim Flachs mit den Einheimischen die Rede auch auf unsere Lagerfahne. Ein junger Mann aus dem Ort, übrigens war dies der dortige Leiter des Landesjugendrings, behauptete, ihm werde es gelingen, wie schon des öfteren, auch unsere Fahne zu stibitzen. Mitten in der Nacht machte er dann auch tatsächlich den Versuch, hatte aber nicht mit der aufmerksamen Nachtwache gerechnet, die das "Bergöschinger Eichhörnchen" in den Baumwipfeln aufstöberte. Als "Strafe" wurde ihm zur Wahl gestellt: "Entweder an den Marterpfahl, oder DM 50,- in die Lagerkasse." Er hat sich für das Zweite entschieden.

Aber auch die Nachtwache im Bubenlager lief nicht immer glatt ab. Daß eingeteilte Nachtwachen nicht nur die anderen bewachen, wird wohl jedem klar sein; daß diese aber auch das Jagdfieber packen kann, dürfte wohl eine Neuheit des Bubenzeltlagers 1975 gewesen sein. Mit List und Kartoffelsack rückte man den "Elfetritschen" auf den Leib. Schade, daß trotz rhythmischem Händeklatschen, das wirklich fachmännisch ausgeführt wurde, die aufgestellten Fallen leer blieben. Was blieb, war immerhin ein neuer Schlachtruf: "Tritsch hoi !"

Nicht zuletzt hatte es auch die schöpferische Kunst unserer Jugend angetan. Liederwettbewerb und "Kiesmänner" bewiesen dies nachhaltig. Bei der Ortsbesichtigung hatten die Mädchen den Reiz der Rheinkieselsteine entdeckt. Was sie daraus machten, war wirklich bestaunenswert.

Zu den Höhepunkten beider Lager darf man wohl eindeutig die mit dem Bus durchgeführten Ausflüge zählen. Die Fahrt zum Rheinfall bei Schaffhausen wird wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Ein Naturereignis diesen Ausmasses kann man wirklich selten bewundern. Auf der Rückreise machten die Mädchen einen Abstecher nach Tiengen und statteten dem Vermittler unseres diesjährigen Zeltplatzes, Herrn Hertrich von der Gummi-Mayer-Außenstelle, einen Besuch ab. Mit einem Ständchen bedankten sie sich bei Herrn Hertrich für seine Bemühungen. Bei der zweiten Fahrt besuchte man den Züricher Flughafen sowie den Züricher See. Einfach toll, bei Start und Landung der Flugzeuge aus aller Herren Länder einmal dabei zu sein.

Neben solch anstrengender Tätigkeit war es schon fast selbstverständlich, daß gesegneter Appetit immer vorhanden war. Manche Eltern hätten wohl sehr gestaunt, wenn sie gesehen hätten, was ihre Töchter und Söhne alles vertilgen können. Unter anderem wurden mehr als 3 Zentner Fleisch, 2 Zentner Wurst, 1300 Eier und 3000 Brötchen verzehrt. Eine wahrhaft stolze Menge. Ein Glück, daß Chefkoch Wilhelm und Co. auf so ziemlich jeden Sturm vorbereitet waren.

Anders war es jedoch bei einem plötzlich einsetzenden Gewittersturm, bei dem die Zelte kräftig geschüttelt wurden und nur mit vereinten Kräften festgehalten werden konnten. Das Tageszelt wurde dabei so zerzaust, daß es anderen Tages wieder neu aufgestellt werden mußte.

Daß von unserem Lagerleben mancherseits Notiz genommen wurde, beweisen die Besucher, die trotz der weiten Entfernung bei uns eintrafen. Mit viel Hallo wurde unser Vereinswirt Wilhelm Kurz mit Ehefrau empfangen, sie machten in der Zeit des Mädchenlagers in Hohentengen Urlaub. Wilhelm ließ sich nicht lumpen. Er hatte für jede eine schöne Portion Eis mitgebracht. Auf originelle Art stattete der Bürgermeister von Hohentengen einen Besuch ab. Er kam mit einer Pony-Kutsche.

Wie sonst in einer großen Familie üblich, gab s auch hier "Familienfeste", die selbstverständlich gefeiert werden mußten. Die Geburtstagskinder Monika und Yvonne staunten nicht schlecht, als die Mannschaft geschlossen zur Gratulationscour angetreten war.

Trotz Ausweitung auf insgesamt drei Wochen verging sicher auch das diesjährige Zeltlager am Hochrhein für alle viel zu schnell. Wehmütig schweifen die Gedanken zurück zum abendlichen Lagerfeuer, um das man sich zum Abschluß des Tages versammelte. Gerade das Lagerfeuer hatte großen Anteil daran, daß die Lagerteilnehmer trotz der großen Altersunterschiede sich zu einer einmaligen idealen Gemeinschaft zusammenlebten. Allein schon diese Tatsache berechtigt zur Feststellung, daß sich auch das Zeltlager 1975 gelohnt hat.

Zum Schluß darf die Hoffnung ausgesprochen werden, daß das Jugendzeltlager auch in Zukunft ein Höhepunkt im Vereinsleben des TSV bleiben möge. Dies wünscht sich sicher nicht nur die diesjährige Betreuermannschaft:

Hagenmüller AnneBachmann Edmund
Gläßgen FriedelGläßgen Hermann
Müller TraudelHagenmüller Wilhelm
Klein ErikaHagenmüller Rolf
Götz HertaGötz Josef
Götz RuthLaux Eugen
Laux Hans
Welsch August
Klein Elmar