Zeltlager 1976 in Bodman am Bodensee

(Sonderausgabe des TSV-Vereinsblatts vom Oktober 1976)

Mit der Entscheidung, dieses Jahr die Zelte, wie schon einmal im Jahre 1971, am Bodensee aufzuschlagen, wurde der Nagel auf den Kopf getroffen. In der Nähe des Ferienortes Bodman, ca. 2 km davon entfernt, wurde ein idealer Platz gefunden. Nur wenige Meter lagen zwischen dem Zeltplatz und dem See.

Für den Transport der Zelte und der übrigen Geräte stellte auch dieses Jahr wieder unser Mitglied Kurt Geyer seinen LKW zur Verfügung. Ihm sei an dieser Stelle herzlich Dank gesagt. Ein weiteres Dankeschön einem alten Bekannten, Herrn Hertrich. Er hat durch seine Vermittlung viel dazu beigetragen, daß uns dieser schöne Platz zur Verfügung gestellt wurde.

Nachdem das Vorkommando in ausgezeichneter Vorarbeit die Zeltstadt aufgebaut hatte, stand dem Spektakel nichts mehr im Wege. Am Samstag, den 31. Juli 1976 stiegen ca. 50 sonnenhungrige Aktive mit ihren Familien in den Schilling-Bus, voll Erwartung der Dinge, die kommen sollten. Die Fahrt ging zunächst durch das Murgtal nach Freudenstadt, wo eine größere Rast eingelegt wurde. Der nächste Reiseabschnitt führte über Emmendingen zur Aachquelle, der größten Quelle Deutschlands. Hier konnten sich die Fahrtteilnehmer von der Berechtigung dieses Anspruchs überzeugen, die Quelle schüttet pro Sekunde 10000 Liter Wasser. Anschließend wurde das Ziel angesteuert, wo die Reisegesellschaft kurz nach Mittag anlangte.

In den nächsten Tagen wurde ausgiebig das Lagerleben genossen. So sprangen bereits um 6.00 Uhr morgens die Ersten in den nahen Bodensee; die ruhige Umgebung lud zu Spaziergängen ein. Und abends versammelten sich alle um ein zünftiges Lagerfeuer, um bei Gespräch und frohen Liedern den Tag zu beschließen.

Nach einem reichhaltigen Frühstück am Montagmorgen galt es Abschied zu nehmen. Die Rückfahrt führte über die Schwäbische Alb; zur ersten Rast wurde die Burg Hohenzollern besichtigt. Die nahegelegene Bärenhöhle lud auch zum Besuch ein. Auch diejenigen, die nicht zum ersten Mal dieses Naturwunder besichtigten, waren ganz begeistert. In Hayna, bereits in heimischer Umgebung, erfolgte der Abschluß. Schon hier dachten viele mit Wehmut an die vergangenen drei Tage zurück, an die Kameradschaft, die man bei diesem Zusammensein wieder viel stärker empfunden hatte, an das Erlebte und Gesehene. So war es nicht verwunderlich, daß die Gesellschaft nur schwer zum Aufbruch auf die allerletzte Etappe zu bewegen war.

Nachdem die Aktiven zur Rückfahrt aufgebrochen waren, wurde es im Lager merklich ruhig. Dies jedoch war nur die Ruhe vor dem kommenden Sturm. 45 TSV-Buben ließen nicht lange auf sich warten. Sie erfüllten für 10 Tage - vom 2. bis 11. August - den Platz mit munterem Leben.

Am anschließenden Mädchenlager - vom 11. bis 21. August - beteiligten sich sogar 53 Kinder, was absoluter Teilnehmerrekord sein dürfte.

Das Herzstück des Lagers bildete zweifellos einmal mehr Chefkoch Wilhelm Hagenmüller mit "Zubehör". Daß die kulinarischen Genüsse hoch im Kurs standen, mag folgendes Sonntagsmenü, das serviert wurde, beweisen: Es gab Schnitzel mit Salzkartoffeln, dazu eine würzige Pilzsoße sowie nicht weniger als drei verschiedene Salate (Gurken, Bohnen, Gelbrüben). Als Nachspeise wurde Obstsalat gereicht. Wie sehr man hier verwöhnt wurde, stellte manch einer mit Bestürzung zu Hause auf der Waage fest.

Mit der Badewanne Bodensee direkt vor der Zelttür und idealem Sommerwetter waren alle Voraussetzungen für einen herrlichen Lageraufenthalt gegeben. Baden und Bootfahren wurden zur Hauptbeschäftigung. Als im nahen Walde gar ein stattlicher Baumstamm gefunden wurde, wurde die Idee geboren, einen Einbaum zu zimmern. Mit Feuereifer gingen die Buben an die Arbeit. In Schichtarbeit, fast rund um die Uhr, wurde gearbeitet. Am fünften Tage war es dann soweit. Selbstverständlich durfte auch eine zünftige Taufe mit Sekt nicht fehlen. Der Einbaum mit dem stolzen Namen "TSV-Pirat" lief vom Stapel.

Weitere Kurzweil bot das "Spiel ohne Grenzen", das in beiden Lagern, wenn auch in verschiedenen Variationen, ausgetragen wurde. Hierzu wurden je Lager vier Gruppen gebildet, die in einem Zehnkampf, verteilt auf die gesamte Lagerdauer, gegeneinander antraten. In diesem Wettkampf mußte Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Kraft und auch Hirn unter Beweis gestellt werden. Folgende Disziplinen wurden im Buben- und Mädchenlager durchgeführt: Wassertragen (die Aufgabe bestand darin, vom See in durchlöcherten Gefässen Wasser in bereitgestellte Behälter zu tragen), Quiz (Beantwortung von verschiedenen Fragen, die z. T. das Vereinsleben betrafen), Geschicklichkeitsparcours mit Fahrrad, Schwimmstaffel, Erkennen von Tonbandgeräuschen, Bestimmen von Gewürzen. Bei den Buben gehörten außerdem noch folgende Übungen dazu: Tauziehen, Schiessen, 100 m-Pendelstaffel, Kampfspiel "Römisches Pferd". Den Mädchen dagegen wurden folgende weitere Aufgaben gestellt: Melodien verschiedener Herkunftsländer erraten, Steinewerfen (dabei kam es darauf an, flache Steine so oft als möglich auf der Wasseroberfläche des Sees aufhüpfen zu lassen), Paddeln mit Schläuchen (von Autoreifen), Blumen kunstvoll binden. Es gab spannende Spiele, bei denen verbissen um den Gruppensieg gekämpft wurde.

Selbstverständlich kamen auch die Standardwettkämpfe zur Durchführung. Das Tischtennisturnier gewann bei den Buben Peter Götz, während bei den Mädchen Manuela Schuhmacher Erste wurde. Bei den Buben wurde auch dieses Jahr wieder ein Schachturnier durchgeführt. Es ist erstaunlich, wie viel Interesse für das königliche Spiel gerade bei den Buben vorhanden ist. Sieger dieses Turniers wurde Markus Götz.

Etwas ganz Neues gab es diesmal im Mädchenlager. Es war dies der "Tag der verwöhnten Lagerleitung!!" Das ganze Programm wurde von den Mädchen bestritten. Wecken, Frühstück, Zeltkontrolle, Mittagessen, Siesta mit Massage, Gruppenspiele, Abendessen, Lagerfeuer mit Siegerehrung und Zeltbewertung. Daß hierbei alle Zelte mit Note 6 bewertet wurden, dürfte manchem Lagerverantwortlichen doch einen leichten Schock versetzt haben.

Eine Selbstverständlichkeit für unsere bisherigen Lager war es auch, auf des "Schuster´s Rappen" etwas zu unternehmen. So natürlich auch dieses Jahr. Der Ort Bodman wurde mehrmals angelaufen. Dazu gab es mehrere Anlässe, z. B.: sonntäglicher Kirchgang mit anschliessendem Hafenbummel und "Frühschoppen". Aber auch am Abend war Bodman ein reizvolles Ziel; von einer Anhöhe aus konnte man einen beschaulichen Blick auf den See werfen. Die vielen Lichter signalisierten die verschiedenen Ortschaften - nebst Bodman waren Ludwigshafen und Sipplingen zu sehen.

Aber auch in entgegengesetzter Richtung, vom Lager aus gesehen, lohnte es sich zu Wandern. Ein schöner Waldweg am See entlang führte zur Marienschlucht. Hier hatte sich ein vom Berg herabfliessender Bach ein tiefes Bett in den steilen Fels gegraben. Nach dem Aufstieg in dieser Schlucht gelangte man zu der Ortschaft Langenrain. Von hier führten schöne schattige Waldwege zurück ins Lager.

Eines der schönsten Erlebnisse dürfte wohl der in beiden Lagern durchgeführte Tagesausflug mit dem Bus gewesen sein. Die Fahrt ging zunächst zur Insel Mainau. Hier gab es viel zu sehen. Unter den tropischen Gewächsen beeindruckten besonders die Bananen-, Zitronen- und Orangenbäume, die gerade Früchte trugen. Nächste Station war Konstanz. Das Übersetzen mit der Fähre nach Meersburg war in den Augen wohl aller "große Klasse". Weiter ging die Fahrt nach Unteruhldingen zur Besichtigung der historischen Pfahlbauten. Mit großem Appetit fuhr man anschließend ins Lager zurück.

Die Tage und auch die Abende am Lagerfeuer in geselliger Runde vergingen wie im Fluge. Wohl für alle viel zu früh galt es, ans Packen zu denken und Abschied zu nehmen. Bleiben wird eine Erinnerung an sicher einmalig schöne Tage am Bodensee.

Abschließend darf wohl festgestellt werden, daß das Zeltlager 1976 in jeder Hinsicht ein voller Erfolg war. Aber auch das darf einmal gesagt werden. "Das Unternehmen" Zeltlager im TSV hat sich Jahr um Jahr weiterentwickelt. Hält man sich einmal die Teilnehmerzahlen dieses Jahres vor Augen, so kommt man leicht auf die Zahl von ca. 170 Personen (einschließlich Betreuer). Daraus errechnet sich, daß unser Verein sage und schreibe um die 1300 Urlaubstage an seine hauptsächlich jugendlichen Mitglieder vermittelt hat. Eine wahrhaft stolze Zahl, die sich sehen lassen kann.

Dem Wunsch der Lagerteilnehmer, dies auch im Jahre 1977 wieder möglich zu machen, schließt sich an die Betreuermannschaft:

Anne HagenmüllerHermann Gläßgen
Doris HagenmüllerJosef Götz
Friedel GläßgenWilhelm Hagenmüller
Helga KleinRolf Hagenmüller
Erika KleinPeter Hagenmüller
Gisela EhrhardtEugen Laux
Ruth GötzWilhelm Ehrhardt
Herbert Klein
Elmar Klein
 
sowie das Vorkommando:
 
Anna WelschEwald Schuhmacher
Traudel MüllerMartin Schilling
Kurt GeyerGerd Bachmann
August WelschMarkus Götz
Hans Schilling