Zeltlager 1977 in Unnau

(Sonderausgabe des TSV-Vereinsblatts vom Oktober 1977)

In stetiger Abwechslung bei der Auswahl der Zelttorte hatte man sich dieses Jahr für den Westerwald entschieden.

Mit dieser Entscheidung wurde zweifelsohne der Nagel auf den Kopf getroffen. Unweit des Kurortes Bad Marienberg, bei dem schöngelegenen Ort Unnau, direkt neben dem dortigen beheizten Schwimmbad, fand man einen für unsere Zwecke hervorragenden Zeltplatz. Ein besonderes Lob darf an dieser Stelle der dortigen Verwaltung ausgesprochen werden. Der Bürgermeister von Unnau, Herr Manfred Franz, sowie auch Herr Werner Gross haben es verdient, hier an erster Stelle genannt zu werden. Sie halfen uns in jeder Lage. Aber auch der zuständige Förster hatte für unsere Wünsche immer ein offenes Ohr.

Weitere gute Freunde fanden wir in dem dortigen Bademeister Herrn Eckhard Schütz, sowie dem Kioskbesitzer und dem Besitzer des Struthofes.

Die einmalig günstige Lage und die Zuvorkommenheit der maßgebenden Stellen ermöglichte es, daß die sanitären Anlagen des Schwimmbades von allen Lagerteilnehmern benutzt werden konnten. Auch Wasser- und Stromanschluß wurde uns ermöglicht, was für die gesamten Lagerteilnehmer sich sehr angenehm auswirkte. Wir hatten sogar einen separaten Eingang zum Schwimmbad und konnten somit kommen und gehen, wann wir wollten.

Nicht zuletzt soll an dieser Stelle die gesamte Bevölkerung von Unnau erwähnt werden, die den Wernersbergern einen überaus herzlichen Empfang bereiteten.

Nachdem das Vorkommando wieder einmal ganze Arbeit geleistet hatte - an dieser Stelle ein besonderes Lob an die Baufirma Reinhold Burkard, welche für den Transport der Zelte und der gesamten Ausrüstung ihren LKW zur Verfügung stellte - konnte das "Unternehmen Zeltlager" starten.

Am 23. Juli, 7.00 Uhr verließ ein Schilling-Bus mit nicht weniger als 53 aktiven Handballspielern nebst ihren Familien den Heimatort. Auf der Hinfahrt wurde in Koblenz am "Deutschen Eck", wo die Mosel in den Rhein mündet, ein längerer Aufenthalt gemacht. Dann ging es weiter in Richtung Westerwald, wo man gegen 13.00 Uhr das Ziel erreichte. Nach einer ausgedehnten Mahlzeit, von "Küchenboss" Wilhelm Hagenmüller und seinen "Gehilfen" vortrefflich zubereitet, wurden dann schließlich die Zelte bestürmt, um sich für 3 Tage wohnlich einzurichten. Wenn auch das Wetter nicht so recht mitmischen wollte, so ließ man sich dadurch keineswegs die gute Laune verdrießen. Von der Möglichkeit, das Schwimmbad zu besuchen und zu Wandern wurde regen Gebrauch gemacht.

Gegen Abend glich dann das Versammlungszelt, wo auch die Mahlzeiten eingenommen wurden, einem wahren Spielcasino, in dem sich sowohl "Profis" als auch "Laien" zu Spielen wie Schafskopf, Skat, Rommé, Schach, Mensch-ärger-dich-nicht usw. trafen.

Allzu rasch verging die Zeit. Nach der zweiten Nacht mußte leider schon wieder Platz für die Mädchen gemacht werden.

Glücklicherweise hatte sich das Wetter inzwischen einigermaßen gebessert. Kurz nach 10.00 Uhr ging es dann in Richtung Heimat. In Koblenz machte man einen Abstecher zur Feste Ehrenbreitstein und fuhr dann den Rhein mit seinen herrlichen Burgen entlang bis nach Bingen. Dort wurde mit der Fähre nach Rüdesheim übergesetzt und man fuhr mit der Sesselbahn zum Niederwald-Denkmal hoch.

Bei der Abfahrt setzte leider wieder der Regen ein, der dafür sorgte, daß die Ausflügler in der weltberühmten Rüdesheimer Drosselgasse diesmal mehr von außen als von innen naß wurden. Nun ging es weiter in die heimatliche Pfalz, wo man nach einem gemütlichen Abschluß in einer Gaststätte in Hayna gegen 22.00 Uhr wieder Wernersberg erreichte.

Wie bereits kurz beschrieben wurden die Aktiven von den Mädchen abgelöst. Am 25. Juli 1977, montags, verließen dann 41 TSV-Mädchen voller Erwartung für 10 Tage das heimatliche Dorf. Das Wetter war nicht gerade das beste. Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet. Auch in Unnau war nicht immer strahlender Sonnenschein. So mußte gleich der 1. Lagerabend im Versammlungszelt durchgeführt werden. Das wechselnde Wetter brachte es mit sich, daß auch das Programm sehr abwechslungsreich wurde. Im Versammlungszelt etablierte sich eine regelrechte Bastelecke, in der nicht nur bei schlechtem Wetter reger Betrieb herrschte. Aus einem Berg von Lederabfällen entstanden die schönsten Gegenstände. So war es zum Beispiel Ehrensache, daß sich jede und jeder aus diesen Lederresten als Souvenir einen Brustbeutel bastelte. Aber auch so maches Fabeltier verließ die Werkstatt.

Weitere Betätigungsmöglichkeiten bot das nahegelegene Schwimmbad sowie die improvisierte Kleingolfanlage. Sehr viel Spaß bereitete das "Nasen-Ratespiel", sowie ein Spiel, bei dem es auf das richtige Zeitgefühl ankam.

Zu einem der eindruckvollsten Erlebnisse wurde die Wanderung nach Bad Marienberg, wo die diesjährige Rheinland-Pfalz-Rundfahrt, das größte deutsche Radrennen für Amateure, gestartet wurde. Daß dieses Radrennen in letzter Zeit sehr an Bedeutung gewonnen hat, beweist die Tatsache, daß kein geringerer als der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Bernhard Vogel, den Start für das Rennen freigab. Aber noch andere große Männer waren an diesem Tag zu sehen. Sehr viel Aufsehen erregte der größte Mann Europas. Er hatte die stattliche Größe von 2,38 m.

Zum abendlichen Lagerfeuer hatten sich Gäste angesagt. Unser Freund Eddel brachte so manchen Prominenten mit. Es kamen der bekannte Sportreporter Gerd Mehl, der außer einer Geldspende eine Medaille, die er von der Stadt Bad Marienberg anläßlich der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt erhalten hatte, zur Verfügung stellte. Diese Medaille wurde dann an einem späteren Tag von Anne Weinrich - 1. Siegerin des Wettbewerbs "Balancieren auf einem Seil" - gewonnen. Auch Edmund Bachmann hatte eine solche Medaille erhalten und sie zur Verfügung gestellt. Sie wurde im Bubenlager vom besten Kegler, Ulli Scheib, gewonnen.

Weitere Gäste waren der Rennleiter von Veith-Pirelli, Pierre Petit, sowie zwei Herren vom ZDF, die sogar mit den Mädchen zusammen Lagerlieder sangen.

Ein Erlebnis besonderer Art stand den Lagerteilnehmern am nächsten Abend bevor. Der Liedermacher Ulrik Remy, der schon manche Schallplatte auf den Markt gebracht hatte, hatte sein Erscheinen angesagt. Er verstand es vorzüglich, mit seiner Gitarre und Liedvorträgen die Jugend in seinen Bann zu ziehen.

Der erstmals im letzten Jahr praktizierte Tag der "verwöhnten Lagerleitung" wurde auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg. Es werden hierbei sozusagen die Rollen vertauscht. Die Betreuer waren jetzt die Lagerteilnehmer und die Lagerteilnehmer die Betreuer.

Daß man auch im Zeltlager Geburtstag feiern kann, bewiesen 3 der Geschwister Götz. Ihnen folgte 2 Tage später Christel Burgard. Sie hatten einen "Bahnhof", wie sie ihn bei ähnlichen Anlässen zu Hause wohl nie haben werden.

Viel Anklang fanden die vier Gruppentänze, die von den Mädchen selbst zusammengestellt und eingeübt wurden. Das abwechslungsreiche Programm und die überaus gesellige Atmosphäre und die Harmonie im Lager ließen sehr rasch die Zeit vergehen. Die Stunde des Abschieds rückte immer näher. Die große Packerei begann. Die Zelte mußten geräumt werden, um den anrückenden Buben Platz zu machen.

Bei strahlendem Sonnenschein verließen am Mittwoch, den 3. August 1977 44 TSV-Buben in froher Erwartung die Pfalz in Richtung Zeltlager. Bei Koblenz wurde eine längere Rast eingelegt und der Festung Ehrenbreitstein einen Besuch abgestattet. Man konnte hier einen herrlichen Blick auf das Deutsche Eck mit der Moselmündung in den Rhein sowie die Stadt Koblenz werfen. Auch bestand die Möglichkeit, das Museum zu besichtigen, das einen sehr interessanten Einblick in die Geschichte der Rheinschiffahrt, des Weinbaues und der Industrieentwicklung dieser Gegend gewährte. Anschließend ging es weiter in Richtung Westerwald. Hier angekommen galt es zunächst für den Lager-Chefkoch, sich auf die neue Situation einzustellen. Während die Mädchen noch etwas auf ihre Linie zu achten hatten, konnten für die Buben die Portionen nicht groß genug ausfallen. Aber unser Wilhelm kennt ja seine Pappenheimer schon. Bis jetzt schaffte er es noch immer, alle satt zu bekommen. Nach der ersten "Fütterung der Raubtiere" wurden mit großem Hallo die Zelte bevölkert.

Nach der Eingewöhnungsphase wurde in Absprache mit den ältesten Lagerteilnehmern das Lagerprogramm für die nächsten Tage besprochen.
In Form von Gruppenkämpfen - Einteilung des Lagers in vier Gruppen wie letztes Jahr - kamen interessante und spannende Wettbewerbe zur Durchführung. In folgenden acht Disziplinen galt es für jede Gruppe so viel wie möglich Punkte zu sammeln: Minigolf, Schwimmstaffel, Geländelauf, Pendelstaffel, Kegeln - ein Wettbewerb, der erstmals bei einem unserer Zeltlager durchgeführt wurde, Schießen, Tauziehen, und Beantwortung von Quiz-Fragen.

Selbstverständlich gab es dazwischen noch genügend Zeit, das herrliche Schwimmbad ausgiebig zu besuchen und zu faulenzen. Aber auch von den angebotenen Bastelmöglichkeiten mit Leder wurde reichlich Gebrauch gemacht.

Selbstverständlich lief auch wieder ein Schachturnier, wobei der begehrte Wanderpokal diesmal von Ferdinand Hagenmüller gewonnen wurde. Zweiter wurde German Stock.

Selbstverständlich mußte auch das Tischtennis-Turnier mit von der Partie sein. Erster Sieger und damit Gewinner des Wanderpokals wurde Peter Götz. Den zweiten Platz belegte Werner Gläßgen.

Aber auch ein Geländespiel darf bei einem Buben-Zeltlager nicht fehlen. Der Kampf um den Nugatsack wurde zu einem Kampf auf Biegen und Brechen.

Die herrliche Westerwald-Landschaft lernt man am besten beim Wandern in Gottes freier Natur kennen. Nach diesem Motto begab man sich auf "Schusters Rappen". Mit einem gemütlichen Dorf-Spaziergang und Besichtigung des Struthofes (Bauernhof) wurde der Anfang gemacht. Auch den Nachbarort Nistertal - hier wohnten wir am Samstagabend der Messe bei - besuchten wir. Mit zum Programm gehörte eine kleine Nachtwanderung mit "Einkehr" in Unnau.

Eine etwas größere Tour galt dem Naturdenkmal "Großer Wolfstein", 550 m ü. d. Meer. Dieser ist ein Relikt einer in der Nionzänzeit des Tertiär vor ca. 30 000 000 Jahren entstandenen Schlot- und Gangform des Basalts. Die Sage erzählt vom Teufel, der hier einen Turm bauen wollte. Kaum hatte er die Steine gesammelt, zusammengebunden und war mit seiner Last unterwegs, da riß die umschnürende "Wied", die Steine stürzten nieder, bildeten den "Großen Wolfstein" und liegen jetzt überall verstreut im Wald umher.

Zu der erinnerungsreichsten Wanderung dürfte wohl der Abstecher nach Bad Marienberg zählen. Am frühen Nachmittag wurde abmarschiert. Über den Bad Marienberger Wildpark ging es weiter zu dem bekannten Kur- und Badeort. Da am gleichen Tag die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt zu Ende ging, lag es nahe, für unsere sportbegeisterten Buben einen guten Zuschauerplatz am Zieleinlauf zu sichern. Es war wohl für alle sehr interessant, inmitten einiger tausend Zuschauer das packende Finish der Spitzenfahrer mitzuerleben.

Großen Reiz übte auch immer das abendliche Lagerfeuer auf alle aus. In geselliger Runde bei Gesang und fröhlichem Treiben klangen die Tage aus. Die zahlreichen Besucher, die wir zu Gast hatten, sprechen dafür, daß es nicht nur den Lagerteilnehmern recht gut gefallen hat. Helle Begeisterung - wie bereits beim Mädchenlager - löste Ulli Remy mit seinen Vorträgen aus. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, unseren Buben einen unterhaltsamen Abend zu bieten.

Allzu rasch verging die Zeit. Der Tag des Abschieds von einer liebgewonnenen Gegend und zahlreichen Freunden war gekommen. Geblieben ist die Erinnerung an eine schöne Zeit im schönen Westerwald.

Abschließend darf man festhalten, daß das Zeltlager 1977, bedingt durch einen schönen Lagerplatz, ein abwechslungsreiches Programm, die Gastfreundlichkeit der Unnauer Bevölkerung und die Harmonie im Lager - sowohl bei den Betreuern als auch bei den Mädchen und Buben - wieder eine "runde Sache" wurde.

Daß dies auch im kommenden Jahr wieder so sein wird, wünschen sich ohne Einschränkung wohl alle.

Nicht zuletzt auch die diesjährige Betreuermannschaft:
Gisela Ehrhardt, Wilhelm Ehrhardt, Friedel Gläßgen, Hermann Gläßgen, Josef Götz, Ruth Götz, Anne Hagenmüller, Anni Hagenmüller, Reinhold Hagenmüller, Rolf Hagenmüller, Wilhelm Hagenmüller, Elmar Klein, Erika Klein, Eugen Laux;

sowie das Vorkommando:
Ludwig Burgard, Hermann Gläßgen, Werner Gläßgen, Anne Hagenmüller, Rolf Hagenmüller, Wilhelm Hagenmüller, Arthur Kirsch, Traudel Müller, Hans Schilling, August Welsch.